Rückkehr leider ohne Wettkampf und Resultat, dafür gesund und munter
Am vergangenen Donnerstagabend stand für die Steckborner Turner der 3-teilige Vereinswettkampf am eidgenössischen Turnfest vor der Tür. Gut erholt und ausgerüstet startete die Reise um halb zwölf Uhr mit dem Postauto. In Frauenfeld stiessen die restlichen Turner zu uns und die Fahrt ging weiter via Zürich. Mit Freude stellten wir fest, dass ab Zürich unsere reservierten Plätze im 1. Klasse-Abteil waren. Zusammen mit andern Vereinen genossen wir die etwas noblere Zugfahrt Richtung Biel.
Bereits bei der Ankunft am Bahnhof Biel konnte man die gute Turnfeststimmung spüren, denn aus allen Richtungen pilgerten die Vereine Richtung Festgelände. Nach dem Abholen der Wettkampfunterlagen und einem kurzen Spaziergang durch die Festmeile nutzen wir den Service des Shuttle-Busses zum grossen Campingplatz in Ipsach. Soweit das Auge reichte, standen 3er-Iglu-Zelte zu Verfügung. Nach kurzem Fussmarsch durch diese Zeltstadt fanden wir unsere zugeteilten Behausungen. Da wir zeitlich sehr gut dran waren, kühlten wir uns als erstes im nahgelegenen Bielersee von der Hitze ab. Erfrischt, im Tenue Wettkampf und den Nagelschuhen unterm Arm machten wir uns nun auf zurück nach Nidau, wo das Wettkampfgelände für die Leichtathletik war. Die Wettkämpfe liefen bereits den ganzen Nachmittag und wir waren froh, dass wir erst gegen Abend bei etwas kühleren Temperaturen unseren Vereinswettkampf hatten. Kurz vor 17 Uhr stärkten wir uns in einem Verpflegungszelt und diskutierten noch, ob die Gewitterwolken wohl unseren Wettkampf verschonen werden.
Um 18.00 Uhr stieg dann langsam unsere Nervosität, denn in einer halben Stunde war für uns der Startschuss zum ersten Wettkampfteil. Es war die Disziplin Pendelstafette im 120m langen Laufzelt. Wir nutzen die Zeit um uns aufzuwärmen und noch schnell unser Gruppenfoto zu schiessen. Im Hintergrund beschäftigte uns immer noch die Gewitterfront, die allmählich doch eher bedrohlich aussah und sich uns rasant näherte. Auch die Wetterapp`s auf unsern iPhones prophezeiten gar nichts Gutes. Von Sekunde zu Sekunde nahmen die Winde stark zu, der Himmel verdunkelte sich und alle verfolgten nur noch dieses Naturschauspiel. Die Läufe im Zelt wie auch die Wettkämpfe auf dem Gelände waren noch in vollem Gange, als auf einmal starke Windböen über den Platz fegten und den ganzen Staub aufwirbelten. Der Speaker der Pendelstafette informierte, dass die Läufe kurz unterbrochen würden, weil bereits jetzt schon etliche Turnerinnen und Turner den Schutz im Laufzelt suchten. Doch was dann passierte, ist schwierig in Worte fassen. Wir beobachteten aus dem grossen, stabilen Laufzelt, wie draussen Sonnenschirme, Abfallsäcke und kleinere Gegenstände durch die Luft flogen. Wir dachten noch „hobbla…“. Doch als Sekunden später auch Gegenstände durchs Lauftzelt, draussen Toi-WC`s und Partyzelte vorbei flogen, ja gar die grossen Zelte zerrissen und durch die Luft katapultiert wurden, wurde uns der Ernst der Lage bewusst. Es gab eine riesen Ratlosigkeit wo man hin sollte, denn nirgends war man sicher. Einen Moment lang legten sich alle mit den Armen geschützt auf den Boden. Doch als auch ein Teil des sicherwirkenden Laufzeltes aus den Verankerungen gerissen wurde und Träger herunter stürzten, mussten wir dieses ebenfalls verlassen. Doch weder auf dem offenen Feld, noch unter Bäumen oder so wo war man während diesen Minuten sicher. Es gab auch keine schützenden Gebäude in unmittelbarer Umgebung. Überall flogen Gegenstände umher. Man half sich gegenseitig und versuchte, ruhig zu bleiben. Als die Winde sich abschwächten und nur noch der starke Regen niederprasselte, konnte man im vorderen Zeltteil wieder Schutz suchen. Nun wurde auch das ganze Ausmass der Zerstörung sichtbar. Bereits trafen die ersten Rettungswagen ein und versorgten die Verletzten. Glücklicherweise mussten wir unter diesen Umständen keine Verletzten beklagen. Als sich die Lage ein wenig entspannte, marschierten wir zurück zum Campingplatz um unsere Zelte zu begutachten. Diese blieben erstaunlicherweise stehen, nur ein wenig Wasser drang teilweise ein. Beim Blick über den Zeltplatz musste man aber die grosse Wucht der Böen feststellen, denn fast die Hälfte der Zelte waren beschädigt oder nicht mehr an ihrem ursprünglichem Ort.
Wir folgten den Lautsprecherdurchsagen, sich Richtung Tennishalle zu begeben. Denn erst hiess es, der Campingplatz dürfe diese Nacht nicht mehr benutzt werden. Doch später gaben die Organisatoren Entwarnung und man durfte die Zelte wieder beziehen. Der Zivilschutz begann mit dem Wiederaufbau, sodass viele die Nacht im Zelt verbringen konnten. Ebenfalls verteilten sie Decken und es gab die Möglichkeit, in einer Notunterkunft zu übernachten.
In einem unbeschadeten Verpflegungszelt konnten wir uns schliesslich stärken, das Erlebte sacken lassen und zusammen mit einem „Bier danach“ anstossen. Um Mitternacht bekam unser Oberturner dann die Info, dass die abgesagten Vereinswettkämpfe für die Beteiligten Vereine als Alternative frühestens am Sonntagmorgen früh um 07.00 Uhr nachgeholt werden könnten. Da wir, wie viele andere Vereine, am Sonntag nicht mehr komplett antreten konnten und nach dem Erlebten die Lust am Turnen nicht zu Oberst stand, beschlossen wir auf den Wettkampf zu verzichten.
Am Freitag und Samstag traten wir dann gestaffelt die Heimreise an. Da wir nun anders als geplant, ohne Resultate und Rangierung zurückkehrten, beschlossen wir den Empfang nicht durchzuführen. Es macht keinen Sinn, dass Vereinsmitglieder der Delegationen extra für uns anreisen und wir nichts zu verkünden haben. Ebenfalls ist es auch nicht gerade eine Erinnerung, die zum Feiern ist… Es ist uns bewusst, dass sich viele darauf gefreut haben, sei es Wettkampf wie auch Empfang. Wir haben fleissig auf dieses Turnfest trainiert und konnten unsere Leistungen nun nicht messen. Wir hoffen aber, dass dieser Entscheid für alle nachvollziehbar und verständlich ist.
Wir danken an dieser Stelle allen Vereinsdelegationen, der Stadtmusik Steckborn, dem Restaurant Schloss, Getränke Pletscher und Blumen Jenniffer für ihre Bemühungen. Ebenfalls danken wir herzlich der Stadt Steckborn für das gesponserte „Fässchen“, dass wir bei einer andern Gelegenheit gerne geniessen werden.
Zum Schluss wünschen wir allen Verletzten die besten Genesungswünsche und freuen uns auf die folgenden Anlässe in unserm Vereinsjahr.

Bilderbogen Turnfest 2013